Schriftgröße: + -

Beiträge von Gebepunkt

    Hast mir kurz Angst gemacht da bei mir zu Hause ja auch Wermut steht der offen ist (Flasche verschlossen und gekühlt) aber da ist noch nichts passiert.


    Ist aber irgendwann der Fall. Im Kühlschrank kannst du ihn ca 2 Monate aufbewahren, ehe er seinen Geschmack verliert. Beim Roten ist es nicht auffällig aber bei weißen bzw trockenem ist es sehr offensichtlich, denn der wird dann so sauer, dass er an Essig erinnert. Und auch bei der Oxidation besteht ein Zusammenhang zwischen der Oberfläche und dem Füllstand. Wenn nur ein paar cm im Hals fehlen ist die Oxidation nicht wirklich schlimm, bei einer halbvollen Flasche ist das etwas ganz anderes

    Nach einem Beitrag in einem anderen Thread möchte ich mich heute einem meiner Lieblingscocktails widmen: Dem Negroni.


    Die Hintergrundgeschichte ist sehr interessant aber auch sehr verwaschen, wie genau dieser Cocktail entstanden ist, aber eins ist klar: Er ist ein Klassiker. Er besteht aus gleichen Teilen Gin, Roten Süßen Wermut und Campari. Alles auf Eis rühren und in einen Tumbler seihen. Bei den New Western Gins kann man aber gerne auch etwas mehr Gin nehmen, sodass man anstatt drei Teile mit jeweils 3 cl hat man nun 4,5 cl Gin und jeweils 3 cl Campari und Wermut hat. Durchaus etwas bitterer gibt es aber auch andere Variationen, aber alle aufzulisten wird hier in diesem Post den Rahmen sprengen ;)


    Aber so einfach sich dieser Cocktail anhört, so einfach ist es einen Fehler zu begehen. Stimmt die Balance nicht und z.B. der Campari übermächtig ist, wird die Zunge glatt gebügelt. Aber meistens ist es der Wermut, der die großen Probleme bereitet. Die meisten Barkeeper empfehlen Antica Formula, was ich auch so unterschreibe. Wer mit dem Wermut Experimentieren will kann ja ggf auf Mancino oder Cocchi Vermout Turino ausweichen. Aber, was ich leider sehr oft sehe, ist die Verwendung von Martini Rosso, was ein großer Fehler ist. Dieser Wermut riecht wie ein feuchtes, fauliges Handtuch und schmeckt nach Käsesocken. Wenn man damit seinen Negroni zubereitet wundert es einen nicht, dass der meistens im Ausguss landet.

    Ein weiterer Punkt ist dann noch das Handhaben vom Wermut. Warum? Nun Wermut ist nichts anderes als aufgespriteter und aromatisierter Wein und sollte auch als solcher behandelt werden. Nach dem öffnen fängt er an zu oxidieren und wenn er nicht gekühlt und noch im Licht steht wird er ziemlich schnell schlecht. Daher bin ich sehr vorsichtig mit Negronis außerhalb meiner vier Wände. Sehe ich eine halbvolle, verstaubte Flasche Martini Rosso im Regal unter der Lampe stehen greife ich lieber zum Gin Tonic um mir den Abend nicht zu versauen. ;)


    Sollte jemand dennoch einen Negroni zu Hause mischen wollen empfehle ich eine Weinpumpe mit Silikonkorken. Man ersetzt den Flaschenkorken durch einen Silikonkorken und saugt dann die Luft aus der Flasche um die Oxidation zu minimieren. Sicherheitshalber wandert sie dann noch in denKühlschrank und man kann sie so lange nutzen bis sie leer ist ohne in Gefahr zu laufen, dass der Wermut umkippt. Solange man natürlich nach jeder Verwendung den Korken wieder einsetzt und noch ein paar mal pumpt, versteht sich.

    Es ist eine Sache ein Forum mit Bildern und Rezepten zu fluten und eine andere, die Mitlesenden zu inspirieren. Ich habe mich in der letzten Zeit durch diverse Videos, Blogs und Publikationen geschlagen um diesen Thread zu erstellen. Fragen und Ergänzungen sind herzlich willkommen, gerne auch Rezeptideen. Aber fangen wir nun an.


    Viele sehen das Zusammenstellen von Cocktails als Kunst für sich an, aber dabei ist es nichts weiter als reines Handwerk, dass sich auf Grundlagen herunterbrechen lässt und somit variieren lässt. Natürlich gibt es da Ausnahmen, Klassiker wie z.B den Satans' Whiskers die sich nicht in diese Kategorie einordnen lassen. Einiges bedarf zwar an Werkzeug bzw. zusätzlichen Equipment, aber auch da lässt sich improvisieren. Aber auch das ist ein eigener Thread. ;)


    Es gibt folgende Kategorien, in die Cocktails unterteilt werden:


    • Old Fashioned
    • Duo
    • Trio
    • Collinses
    • Sours
    • Negronis
    • Side Cars

    Was sie alle unterscheidet ist ihre Zusammensetzung und die Anzahl der Zutaten. Diese lassen sich in eigene Kategorien unterteilen.


    • Spirituosen
    • Verlängerung
    • Amaro Modifizierer
    • Likör Modifizierer
    • Filler
    • Säuren
    • Süßungsmittel
    • Cocktailbitters

    Was steckt nun hinter den jeweiligen Zutaten? Klar bei der Basisspirituose ist die Sache klar, in unserem Falle gibt es ja nur Gin und davon mehr als Ausreichend? Und der Rest? Nun es gibt da unterschiedliche Meinungen, aber ich habe mich mal an eigenen Definitionen gewagt.


    Verlängerung


    Im Prinzip Wein. Sowohl normaler Wein, als auch aromatisiert und/oder Aufgespritet. Sprich Wermut, Sherry, Portwein, Marsala etc.


    Amaro Modifizierer


    Darunter versteht man Aperitifs bzw. auch Bitterliköre. Bekannte Marken sind da Campari, Aperol oder Ramazotti. Man sollte da auch darauf achten, dass die nicht zu stark sind. Klar kann man versuchen Jägermeister oder Gammeldansk mit in seinen Cocktail zu mischen, aber ob das etwas wird bzw. dass es schmeckt ist fragwürdig.


    Likör Modifizierer


    Im Prinzip selbsterklärend. Alles was ein Likör ist. Beispielsweise Cointreau, Grand Marnier, Creme de Cacao etc.


    Filler


    Alles was zum Auffüllen dient und im besten Falle Sprudelt. Soda, Tonic Water, Ginger Ale, Sekt, Schaumwein, Champagner, Fruchtsäfte


    Säuren


    Erklärt sich zwar von selbst, aber man muss nun nicht den Baumarkt heimsuchen. Im Prinzip geht es um den Saft von Zitrusfrüchten, primär Grapefruit, Orange, Zitrone und Limette.


    Süßungsmittel


    Spricht für sich. Alles was den Cocktail etwas süßer gestaltet, im Prinzip Nektar und Sirup.


    Cocktailbitters


    Ich habe da ja schon andernorts darüber gesprochen. Bitters bringen zusätzliches Aroma in den Cocktail und runden ihn ab bzw. erweitern seinen Geschmack. Als Einstieg eignen sich da Angostura Bitters, Orange Bitters und Lemon Bitters.


    Mit diesem Überblick können wir nun auch in die jeweiligen Cocktails starten, beispiele dafür sind aufgeführt.


    Old Fashioned


    60 ml Spirituose (Gin!)

    2 bis 6 Spritzer Bitters

    ca 8 bis 10 ml Süßungsmittel


    Der Ur-Cocktail, wobei er heute fast nur noch mit Whisky gemacht wird. Man kann diesen Cocktail einfach im Glas bauen und genießen; besonders die puristen, die den Gin auch pur trinken werden ihre helle Freude haben. Dazu in einem Tumbler den Boden mit dem Süßungsmittel benetzen, die Bitters hinzugeben und dann schon das Eis einfüllen. Ich nehme gerne einen großen Eiswürfel mit 5 cm Kantenlänge aber das ist Geschmackssache. Dann ca. 10 Sekunden rühren, damit sich Schmelzwasser bildet und sich Bitters und das Süßungsmittel verbinden. Anschließend den Gin hinzugeben und 45 bis 60 Sekunden kalt rühren. Am Ende mit einer Zeste garnieren und genießen.

    Klassisch eignen sich eher Fassgereifte Gins bzw Old Tom Gins. In dem Zeitalter der Craft/New Western Gins ist da aber einiges möglich. Ich habe mal ein paar Ideen gesammelt:


    Humboldt Fashioned: Humboldt Gin; Zuckersirup, Angostura, Orangen und Zitronenbitters

    Fruity Fashioned: Ein fruchtiger Gin (Rubus, Huckleberry, Brockmans), Beerensirup und Angostura

    Autumn Fashioned: Triple Peak Brown Label, Ahornsirup, Dark Walnutbitters


    Duo


    Wie der Name schon sagt, besteht dieser Cocktail aus zwei Zutaten, nämlich der Basisspirituose und einer Verlängerung oder einer Säure. Mit dem Likör wäre ich vorsichtig, da ich bisher noch keine brauchbaren Ergebnisse erzielen konnte. Die Variationen hängen dann von einem selbst ab, da kann man gerne experimentieren und spielen bzw. auch gerne aufteilen. Alles auf Eis rühren und in ein Glas abseihen, ggf mit einer Zeste abspritzen und garnieren.


    Martini: Gin und Wermut

    Rubytini Gin und Ruby Port

    Martawny: Gin und Tawny Port

    Gimlet: Gin und Lime Juice Cordial


    Trio


    Ein Cocktail der aus drei Teilen besteht. Meistens aus Spirituose, einer Verlängerung und einem Modifizierer. Als goldener Schnitt gilt dabei das Verhältnis von Spirituose zu Verlängerung zu Modifizierer 6:3:1


    Das klingt auf dem ersten Blick etwas heftig und stark, aber wenn man nun für ein Teil 1 cl annimmt, kommt man auf einen Cocktail mit 60 ml Gin, 30 ml Verlängerung und 10 ml Modifizierer.
    Möglichkeiten gibt es da viele, alle werden auf Eis gerührt und in ein Glas abgeseiht und mit einer Zeste garniert. Ich habe mal folgende Möglichkeiten aufgeschrieben:


    Tanqueray Fleur de Silva:Roter Wermut:Cointreau

    Irving:Weißer, trockener Wermut:Absinth

    Huckleberry:Ruby Port:Mozart Dark Chocolate


    Collinses


    60 ml Gin

    30 ml Säure

    15 ml Süßungsmittel

    Filler


    Alles bis auf den Filler in einen Shaker geben, gut durchschütteln, in ein mit Eis gefülltes Glas seihen und mit dem Filler auffüllen. Ein klassischer Drink, den man Theoretisch auch im Glas bauen kann, aber dann ist es ein Fizz bzw die Grenzen verschwimmen da. Geeignet zur Silvesterfeier, wenn es Schampus gibt oder für den Sommer.


    Tom Collins: Gin, Zuckersirup, Zitronensaft: Soda

    Bajan Collins: Gin (mit Grapefruitaroma oder Beerenaroma), Grapefruitsaft, Zuckersirup, Soda

    French 75: Gin, Zitronensaft, Zuckersirup, Champagner


    Sours


    60 ml Gin

    20 ml Säure

    20 ml Süßungsmittel (ggf auch auf 15 ml herunterschrauben) oder Likörmodifizierer

    ggf. Eiweiß/Aquafaber


    Die Sours sind eine eigene Kategorie für sich. Sie basieren auf einem ausbalancierten Verhältnis zwischen Gin, Süße und Säure, wobei die Süße gerne auch nach unten korrigiert wird. Manche verlangen nach einem Eiweiß, wofür aber auch Aquafaber verwendet wird, das ist das Kochwasser von Kichererbsen und somit die Salmonellenfreie Variante. Alle Zutaten in einen Shaker geben, durchschütteln und in ein Glas abseihen, bei der Verwendung von Eiweis bitte einen "Reverse Dry shake" durchführen (Erst auf Eis schütteln, dann abseihen, Eiswürfel aus dem Shaker, Eiweiß rein und dann 30 bis 60 Sekunden schütteln, damit das Eiweiß schön schaumig wird).


    Gin Sour: 60 ml Gin, 20 ml Zitronensaft, 15 ml Zuckersirup, 30 ml Eiweiß/Aquafaber

    Aviation: 60 ml Gin, 20 ml Zitronensaft, 10 ml Luxardo Maraschino Likör, 10 ml Veilchenlikör (Creme de Violette)

    Clover Club: 60 ml Gin, 20 ml Zitronensaft, 15 ml Himbeersirup, 1 Eiweiß/30 ml Aquafaber


    Negronis


    Ein wahrer Klassiker, bei dem Gin, Verlängerung und Amaromodifizierer entweder 3:3:3, 4,5:3:3 oder 4,5:2:2 gemischt werden. Alles auf eis Rühren und entweder im Glas servieren oder in ein solches Abseihen.


    Negroni (Klassisch) 30 ml Gin, 30 ml Roter Wermut, 30 ml Campari

    Negroni (Modern) 45 ml Gin, 30 ml Roter Wermut, 30 ml Campari oder: 45 ml Gin, 25 ml Roter Wermut, 30 ml Campari

    Cardinale: 30 ml Gin, 30 ml Riesling, 30 ml Campari

    Contessa: 30 ml Gin, 30 ml Wermut (rot oder trocken), 30 ml Aperol


    Side Cars


    45 ml Gin

    20 ml Likör Modifizierer

    20 ml Säure


    Im Prinzip ein Abkömmling es Sours, bei dem jedoch das Säßungsmittel durch einen entsprechenden Likör ersetzt wurde. Der Fantasie sind auch hier keine Grenzen gesetzt. Folgende Kombinationen sind möglich:


    Beefeater24:Grand Marnier:Grapefruitsaft

    Irving:Cointreau:Zitronensaft


    Das ist natürlich nicht in Stein gemeißelt und man kann natürlich auch einen der oben genannten Cocktails jederzeit mit einem Filler versehen (denken wir mal an den Cosmopolitan aus Sex and the City mit Gin anstatt Wodka) und man hat wieder etwas eigenes. Ich hoffe ich konnte euch inspirieren und etwas entzaubern, denn es ist mit etwas Übung wirklich Kinderleicht einen guten Cocktail zu mixen.


    Gingin

    Zur Suche befrage ich diverse Medien: Google, Facebook, das Forum, andere Trinker oder den örtlichen Händler. Informieren... nun was heißt informieren? Mich interessiert was im Gin ist und da reichen auch die gängigen Plattformen. Limitierte Sonderabfüllungen interessieren mich nicht die Bohne und sind nicht meins.